Wenn man in Deutschland wandert, dann muss man ja irgendwie auch mal den höchsten Punkt erreichen, und das ist nun mal die Zugspitze. Nach der Generalprobe am Wochenende davor war es dann am 5. Juli so weit: gemeinsam mit den Brüdern, der Freundin eines Bruders und einem Kollegen machten wir uns auf den Weg, diesen Berg durch das Reintal zu besteigen (Beschreibung). Um den Ansturm von Samstag auf Sonntag zu vermeiden, hatten wir uns den Montag freigenommen. Startpunkt der Tour ist das Olympia-Skistadion in Garmisch-Partenkirchen und der Weg führt zunächst durch die Partnachklamm (Eintritt: 4 Euro). Es gibt keine Bilder. Hatte keine Lust, welche zu machen.
Denn nun erinnern wir uns: Das erste Juli-Wochenende war geprägt von Hoch Annelie, oder auch: einer Affenhitze. Es war heiß. Wirklich heiß. Die erste Etappe der Tour führt durch das Reintal bis zur Knorrhütte. Das sind 17 Kilometer und rund 1.300 Höhenmeter. Bis zur Bockhütte (1.052 m) geht es noch, da ist viel Wald. Danach blauer Himmel und Sonne. Sehr viel Sonne. Nach einer kurzen Rast an der Partnach kurz nach der Bockhütte machten wir eine längere Pause an der Reintalangerhütte (1366 m).
An dieser Stelle hatten wir bereits 14 Kilometer zurück gelegt und gut 600 Höhenmeter überwunden. Einer meiner Brüder hatte sich bedenklich verfärbt, obwohl wir uns alle ständig mit 50+ Sonnencreme einbalsamierten. Nach zwei Skiwassern nahm er glücklicherweise wieder eine normale Farbe an und schlug vor, umzukehren. Bruder 2 machte ein ausgiebiges Nickerchen. Wir testeten auch einen Kaiserschmarrn. Drei Rosinen, kein Foto. Zu heiß.
Die restlichen knapp 700 Höhenmeter verteilten sich dann nur noch auf drei Kilometer. Das war erstaunlich in Ordnung. Wir waren zwar weiter weg vom Fluss (in dem wir noch einmal unsere Wasservorräte auffüllten), aber auch endlich oberhalb der Latschenkiefern. Es gab ab und zu etwas Wind und das Gelände wurde anspruchsvoller, so dass man sich nicht mehr voll darauf konzentrieren konnte, wie heiß es war. Nach zwei Stunden erreichten wir unser Nachtlager: die Knorrhütte (2.052 m).
Die Knorrhütte mag ich sehr gerne. Unter anderem gab es Himbeer-Heidelbeer-Milch und anderes Essen. Und eine sehr kalte Dusche. Perfekt. Im Aufstieg hatte es noch mehrfach geheißen, die Hütte sei voll bis unters Dach, aber Annelie hatte wohl einige Menschen an den Badesee statt an den Berg gelockt. So hatten wir luxuriös viel Platz im Lager. Den Abend verbrachten wir damit, die Aussicht zu genießen, UNO zu spielen und wieder eine normale Betriebstemperatur anzunehmen.
Trotz viel Platz schlief ich in der Nacht kaum. Mein Körper signalisierte mir recht deutlich, dass er das ganze Unterfangen für doof hielt und schickte mich unter anderem viermal aufs Klo. Das im Keller der Hütte ist. Hrmpf. Kurz nach fünf gab es ein heftiges Gewitter und dann eineinhalb Stunden lang Regen. Wir frühstückten und machten uns fertig. Der Regen hörte auf, von der Hitze des Vortags war nichts mehr zu spüren (zum Glück!). Dafür sah es dann so aus:
Bis zum Gipfel sind es von der Knorrhütte aus nochmal rund 900 Höhenmeter, verteilt auf ungefähr vier Kilometer. Erst einmal überquert man ein großes, relativ flaches Schotter- und Schneefeld. Nun könnte man in die Sonnalpin-Bahn steigen und zum Gipfel fahren. Das machten wir natürlich nicht. Wir konnten ihn ja jetzt schon sehen (der kleine Hubbel neben dem Kran).
Was nun folgt ist unschön: sehr steiles, sehr fieses Geröll-Feld. Zähne zusammen beißen. Inzwischen regnete es und es ging ein fast schon eisiger Wind. Irgendwann erblickte Bruder 1 das Ende der Tour: eine längere, seilversicherte Passage. Er wies mich darauf hin, dass seine einzige Bedingung an die Tour gewesen sei, nicht an Seilen über Abgründen zu hängen. Tja, da hatte wohl jemand meine E-Mail nicht gelesen. Die seilversicherte Passage ist eigentlich noch einmal ganz lustig (kurz geht man über einen Grat) und die gute Nachricht: ich habe immer noch zwei Brüder*.
Und dann steht man plötzlich auf der Aussichtsplattform der Zugspitzbahn und hat Aussicht. Unter anderem auf den Ostgipfel (es gab mal einen zwei Meter höheren Gipfel, aber den haben die Nazis 1938 weggesprengt):
So richtig Lust, da hochzuklettern, hatte eigentlich keiner mehr. Aber nun waren wir ja schon einmal da. Wir investierten ca. 30 Sekunden in das obligatorische Gipfelfoto**:
Danach sprangen wir in die Eibsee-Seilbahn und fuhren ins Tal (30,50 Euro). Da war es dann wieder warm. Mit der Zahnradbahn fuhren wir bis zur Haltestelle Hausberg und liefen in ca. 30 Minuten zurück zum Parkplatz.
Fazit: Wir waren da. Ich finde die Tour nicht so wunderschön. Am Anfang läuft man sehr lange Forstwege, wenn auch durch das schöne Reintal. Der Teil zwischen Bockhütte und Knorrhütte hat mir eigentlich am besten gefallen. Nach der Knorrhütte sieht man dann sehr schnell die zahlreichen Liftstationen des Zugspitz-Skigebiets. Der letzte Teil des Aufstiegs ist eine Kombination aus purer Folter (steiles Geröll) und ganz spaßigem Geklettere (seilversicherte Passagen; Meinungen gehen wie gesagt auseinander). Der Gipfel ist einfach kurios. Nochmal werde ich das nicht machen, aber, wie Ben so schön sagte: „Schön es auf dem Wandererportfolio zu haben.“
* Bruder 1 bat seine Freundin ihn daheim daran zu erinnern, einen Zettel in seine Wanderschuhe zu legen, auf dem steht, dass er nie wieder mit mir wandern gehen will.
** Es gibt auch eine Version ohne Finger. So viel Zeit musste dann doch sein. Danke an Kathy!
Schlagwörter: Berg, Berge 2015, Kaiserschmarrn, Wandern